Kultur am Bodensee
Kulturelle Höhepunkte sind am Bodensee keine Seltenheit. Drei davon finden sich sogar in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Klosterinsel Reichenau und der nur 50 Kilometer entfernt gelegene Stiftsbezirk St.Gallen gelten als Keimzellen der europäischen Zivilisation. Seit 2011 sind auch die Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen mit zahlreichen Fundstätten in der Vierländerregion Bodensee in die Welterbeliste aufgenommen.
Die von der UNESCO geführte Liste des Welterbes umfasst aktuell 1.073 Stätten in 167 Ländern. Darunter befinden sich gleich drei in der Vierländerregion Bodensee: Eine archäologische Sensation und zwei ehemalige Klöster, die als Keimzellen europäischer Kultur gelten.
Der Begriff Pfahlbauten wird für archäologische Reste in feuchtem Milieu verwendet. Am Bodensee befinden sich die Reste prähistorischer Siedlungen, die einst auf Pfählen im Flachwasser standen, heute noch im Seeboden.
Das Besondere an den Pfahlbauten und Moorsiedlungen sind die ausgezeichneten Erhaltungsbedingungen für organische Materialien. Unter Sauerstoffabschluss sind Nahrungsreste, Waffen, Geräte zur Holzbearbeitung und Landwirtschaft, Schmuck, Jagd- und Fischfanggeräte, Haushaltsgegenstände, Textilien, Halbfabrikate, Produktionsabfälle oder Kultur- und Sammelpflanzen in erstaunlicher Frische erhalten geblieben. Sie stellen einen Glücksfall für die moderne naturwissenschaftlich-archäologische Forschung dar und ermöglichen eine detaillierte Rekonstruktion der Vergangenheit.
Am 27. Juni 2011 hat das Welterbe-Komitee die „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“, darunter auch die Fundstätten der Bodenseeregion, zum universellen Erbe der Menschheit erklärt und damit einen wesentlichen Beitrag zum Schutz derer geleistet.
Die Benediktinerklöster auf der Insel Reichenau und in St.Gallen waren einst Trendsetter europäischer Kunst und Kultur. Heute stehen sie auf der Welterbeliste der UNESCO. Von eigener Hand geschriebene und verzierte Bücher ließen die Bibliotheken beider Klöster zu gigantischen Wissensspeichern anwachsen. Die drei hochbedeutenden Kirchen der Reichenau zeigen die Klarheit und Schönheit romanischer Architektur. In St.Gallen ist es der Barock des 18. Jahrhunderts, der die Kathedrale leuchten lässt und den Rokoko-Bibliothekssaal in ein warmes Licht taucht.
Der Klosterplan
Vor 1200 Jahren zeichneten Reichenauer Mönche den ersten Architekturplan Europas. Als Geschenk gelangte er in das Kloster St.Gallen, wo er heute in den Ausstellungsräumen im Original zu bestaunen ist. Auf Grundlage dieses berühmt gewordenen Klosterplanes lässt der Verein Karolingische Klosterstadt Meßkirch auf dem Campus Galli ein mittelalterliches Kloster neu erstellen. Ohne Maschinen, ohne modernes Werkzeug, nur mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts.