Am Westlichen Bodensee die Elemente spüren

Sinnliches Reich der Inseln und Vulkane
04.03.2021

Am Westlichen Bodensee die Elemente spüren

Sinnliches Reich der Inseln und Vulkane

Die blaugrün schimmernden Wasser, herrlich üppige Inseln und stolz in den Himmel ragende Vulkane machen uns so richtig glücklich. Ein ums andere Mal fischen wir das Handy aus der Jackentasche, um diese Schönheit, diese Weite per Foto festzuhalten. Moment mal… Sagtest du Vulkane? Am Bodensee? Ja, die Gegend hier hat eine feurige Vergangenheit. Und nirgends am See ist die Landschaft so magisch wie hier, nirgends finden sich mehr Inseln und unberührte Natur. Das aus Feuer und Eis geformte Land beschert uns unvergessliche Momente

Mag es auch Jahrmillionen her sein, seit die Vulkane im Hegau brodelten: Das in den Schloten erkaltete Magma hielt über die Jahrtausende der Zeit und dem Drängen der Eiszeiten stand. Diese gaben dem Land den letzten Schliff: Wo der Rheingletscher den Bodensee ausschürfte, Bergrücken modellierte und verträumte Inseln im See entstehen ließ, wartet heute im deutschschweizerischen Grenzgebiet ein natürliches Paradies auf Ruhesuchende, Abenteurer und Genießer.

Inselhüpfen im Garten Eden
Wie kleine Juwelen liegen die Inseln des Westlichen Bodensees in den blauen Wassern. Sie laden ein zum genüsslichen InselHopping per Rad, Kanu, SUP, Solarfähre oder Kursschiff. Etwa zur Insel Reichenau, UNESCO-Weltkulturerbe und Gemüseinsel. In kunstvoll bemalten Kirchen liegt hier über tausend Jahre alte Ehrfurcht in der Luft, klösterliche Gelehrte haben einst von hier aus die Welt mitgeformt. Wer an fürstlichen Rosen schnuppern möchte, wird in Konstanz auf der Insel Mainau fündig. Auf der ganzen Welt für ihre Blumenund Farbenpracht bekannt, kommen Gartenliebhaber hier nicht aus dem Staunen heraus. Die kleine Liebesinsel bei Radolfzell wurde durch den Film „Die Fischerin vom Bodensee“ berühmt. Sie lässt sich am besten mit Kanu oder Kajak umrunden. Ruhig ist auch die winzige Klosterinsel Werd bei Stein am Rhein. Dort, wo sich Untersee und Rhein zum Abschied die Hand geben, führt ein schmaler Holzsteg zur stillen Kapelle. Für Wander- und Radfreunde bieten die Halbinseln Mettnau, Bodanrück und Höri Erlebnis pur. Natürlich kreuzen auch Kursschiffe den See. Beim Herbst-Hopping wird die Saison an vier Wochenenden sogar bis in den Spätherbst verlängert.

Kraftplätze entdecken beim VulkanHopping
Die Skyline des Westlichen Bodensees besteht aus Wolkenkratzern der etwas anderen Art: Vulkane bestimmen hier den Horizont. Sie bilden die Kulisse für ein paradiesisches Wander- und Mountainbikerevier – nur einen Katzensprung vom See entfernt. Gleich sieben auf einen Streich? Das schafft wohl keiner. Aber beim VulkanHopping im Hegau kann man sich auch ein paar Tage mehr Zeit lassen. Vielleicht ja auf den neun Premiumwanderwegen des „Hegauer Kegelspiels“? Von den luftigen, oft mit mittelalterlichen Burgen verzierten Gipfeln öffnen sich fantastische Ausblicke. Auf dem Stettener Panoramaweg bei Engen oder dem Alten Postweg bei Tengen, zum Beispiel. Großzügig enthüllt die Vulkanlandschaft geheimnisvolle Kraterseen, Orchideen-Wälder oder die aus der Tiefe emporwallende Aachquelle. Der Hohentwiel in Singen, König der Hegau-Vulkane, wird nicht nur von Deutschlands größter Festungsruine bekrönt – an den Hängen dieses Naturschutzgebiets reifen auch die Trauben des höchstgelegenen Weinbergs der Bundesrepublik. Dank Augmented Reality können Besucher jetzt in 3D entdecken, wie die Festung früher aussah.

Lustwandeln & SinnesImpulse
Im Schatten von Baumgiganten wandeln, in Naturgärten die Seele baumeln lassen oder in Bauerngärten über altes Saatgut fachsimpeln: Am Westlichen Bodensee wird die Symbiose von Natur und Gärtnerschaufel zur Kunstform erhoben. Kein Wunder, hier steht auch die Wiege des Gartenbaus: Auf der Insel Reichenau legte Abt Walahfrid Strabo bereits im 9. Jahrhundert einen Klostergarten an. Aus seinen Erkenntnissen verfasste er den ersten Gartenratgeber Europas, den „Hortulus“. Die Einheimischen danken es ihm mit den schönsten Gärten. 79 private Oasen und Parks öffnen ihre Tore für das „Grenzenlose Garten-Rendezvous“. Auch ein Besuch auf dem Kräutermarkt in Radolfzell lohnt sich – dort und an vielen anderen Orten zelebriert die Region von April bis Juni Kräuterwochen.

Durch die Augen von Hesse, Dix & Co.
Schon die Höri-Maler fanden die malerischen Unterseeufer und die steilen Vulkanschlote inspirierend. Wer die Inseln und Vulkane des Westlichen Bodensees einmal durch ihre Augen wahrnehmen will, ist auf der KunstRoute bestens aufgehoben. Eiserne Stelen offenbaren, wo die Staffeleien von Größen wie Otto Dix, Adolf Dietrich oder Erich Heckel standen. Sie geben den Motivaussichten der Maler einen Rahmen und zeigen den Vergleich zum fertigen Bild. Die bestehende Route wird demnächst erneuert und später auch auf den Hegau ausgeweitet. Auch Schriftsteller-Größen weilten zuhauf am See: REGIO Konstanz Bodensee Hegau e.V. Acht Jahre lang lebte Hermann Hesse auf der Höri. Das alte Bauernhaus von damals beherbergt heute das Hesse Museum Gaienhofen. Die literarische Radroute „Per Pedal zur Poesie“ folgt Literaten von Johann Wolfgang von Goethe bis Fritz Mühlenweg, die am Untersee lebten oder ihn bereisten.

Schlemmen zwischen Inseln & Vulkanen
Auf den Wochen- und Abendmärkten biegen sich die Tische unter den Auslagen der Gemüsebauern, die Fischer verteilen gutgelaunt den frischen Fang, und aus den Küchen der Gasthäuser duftet es verführerisch. Und weil die Landschaft so schön ist, gibt es eine Fülle an Angeboten, die Aussicht, Bewegung und Kulinarik vereinen. Etwa die Insel-Touren „Rettich, Bülle und Salat“ auf der Halbinsel Höri, oder die Genusswanderung auf der Insel Reichenau. Vorbei an Gemüsefeldern, Verkaufsständen und Weingärten – hin zu den besten Restaurants, wo schon Leckerbissen zur Stärkung warten. Wer lieber stilecht zu Wasser schlemmt, dem seien die GenussSchiffe auf dem Untersee empfohlen. Oder, später im Jahr: Wildromantisch wandern, Wild essen: Zur ruhigen Nebensaison beginnen die „Wilden Wochen“. Von November bis Februar finden Ausflügler herrlich kräftige Wildgerichte in den Restaurants der Vulkanlandschaft des Hegaus und am See. Und wenn nach einem erlebnisreichen Tag am Abend die Sonne rot hinter den alten Schloten versinkt, ist sie besonders gut zu spüren: die imposante Kraft der Natur.