Schweres Holz und Trachtig-Alpines sind nicht mein Fall. Wenn ich irgendwo übernachte, wähle ich nach Möglichkeit ein Hotel, das sich durch seine feinsinnige Architektur und Einrichtung auszeichnet. In Vorarlberg gibt’s erfreulich viele solcher Adressen. Hier meine Favoriten.
Wenn ich in der Krone eines der Werkraumzimmer beziehe, ist erst einmal „Be-greifen“ angesagt. Mit der Hand fahre ich übers Holz, den Filz, die feinen Stoffe, den Stein im Bad. Und freue mich, wie angenehm sich alles anfühlt. 1A-Handarbeit. Kein Wunder, hier waren Werkraum-Handwerker im Einsatz. „Werkraum“ heißt die Vereinigung, der rund 100 innovative Könner aus dem Bregenzerwald angehören.
Angenehm fühlt es sich auch an, in einer der Restaurantstuben zu sitzen. Im „Herrgottswinkel“ in der alten Stube oder mit Blick auf den durchscheinenden Weinkühlschrank in der modernisierten Stube. Spätestens dann kommt Gastgeber Dietmar Nussbaumer vorbei und erzählt Neues. So lange, bis die Sibratsgfäller Forelle oder eine andere Köstlichkeit auf den Tisch kommt. Erstklassig zubereitet vom Bregenzerwälder Koch Michael Garcia Lopez und Dietmars Frau Helene. Fast vergessen: Einen Besuch lohnt auch die Sauna. Sie bewohnt ein eigenes Haus mit origineller Form. Den Bau hat sich Bernardo Bader ausgedacht, ebenfalls aus dem Bregenzerwald und ein ganz hervorragender Architekt.
Ja, „Kronen“ gibt’s mehrere im Bregenzerwald. Jene in Au steht gleich am Ortseingang, gut erkennbar an der modernen Holzfassade. Tradition und Moderne harmonieren im ganzen Haus auf wunderbare Weise. In den Zimmern, in der Leselounge, im Restaurant. Mein Lieblingsplatz? Das Sky Spa oben unterm Dach. Mit bestem Blick auf die markante Kanisfluh. Hier verwöhne ich mich in der Panorama-Sauna oder im Dampfbad, und genieße danach die Ruhe und Aussicht auf einer Liege. Ein herrlicher Platz ist auch der Naturbadesee im Garten. Mit Wiese ringsherum und fein erfrischend. Wenn du dich für die Architektur des Hauses und die Geschichte von Au interessierst, solltest du unbedingt an einem Ortspaziergang mit Gastgeber Walter Lingg teilnehmen. Der Rundgang endet in der barocken Pfarrkirche von Au – und zur Barockzeit hat Au einen ganz besonderen Bezug. Ab September 2021 gibt’s dazu sogar ein eigenes Museum in Au: das Barockbaumeistermuseum.
In Lauterach, eine große Gemeinde nahe bei Bregenz, gibt’s erst seit wenigen Jahren ein Hotel. Mit einem sehr guten Restaurant dazu. Alles neu gebaut oder neu angelegt wie der Gastgarten, in dem ich sehr gerne sitze. Holz und Licht bestimmen die Atmosphäre im Inneren, in den Zimmern ebenso wie im Restaurant. Originell die Fassade mit rostroten Lamellen. Ums Wohl der Gäste kümmern sich Gastgeber Rafaela und Alexander Berger. Mit Franz Hintermaier steht ein Könner seines Fachs am Herd. Das Wiener Schnitzel gelingt ebenso gut wie die Bodenseefische. Auch Raritäten wie Ziegenkitz und Entenbrust – oder – auf Vorbestellung „Johann Ente“. Die gefüllte Ente ist eine Hommage an Lauterach – das Wappen der Gemeinde zeigt Enten.
Von Bludenz schlängelt sich die Straße hinauf nach Brand. Einige Kilometer nach dem kleinen Ort ist Schluss: Das Brandnertal ist ein „Sacktal“, beliebt bei Wanderern, Mountainbikern und – im Winter – bei Skifahrern. Zentral am Ortseingang steht das Hotel Lün, das mit seiner modernen Holzarchitektur ins Auge fällt. Familie Greber stellt alpinen Lifestyle in den Mittelpunkt: Mit schicker Einrichtung und einem kleinen Wellnessbereich. Zwei Dinge schätze ich an diesem Haus besonders: Es hat nur 15 Zimmer und achtet sehr auf Umweltfreundlichkeit. Es ist als klimaneutrales Hotel ausgezeichnet. Jeder Gast unterstützt zudem automatisch die Aufforstungsprojekte der „One Tree Planted“-Organisation. Morgens gibt’s ein feines Frühstück. Abends können sich Gäste in einem von sieben Restaurants in Gehweite verwöhnen.
So geht Architektur am Berg, denke ich, wenn ich das Silvrettahaus besuche. Haus und Dach bilden einen Bogen, selbstbewusst den Gletschern der Silvretta zugewandt. Holz und Stein stellen den Bezug zur Bergwelt her. Die luftige Atmosphäre wirkt erholsam, die Ruhe ebenso. Auf der 2.000 Meter hohen Bielerhöhe herrscht Stille, vor allem in der Nacht. Den Architekten ist es gelungen, dem traditionsreichen 3-Sterne-Hotel mit Restaurant ein klassisches und doch modernes Aussehen zu geben. Dafür erhielten sie unter anderem den renommierten Piresi-Preis.
Am sprichwörtlichen Ende der Welt, in Zug bei Lech, steht ein altes Holzhaus. „Gasthof Rote Wand“ steht in weißer Schrift auf der Fassade. Betritt man das Haus und will sein Zimmer beziehen, folgt Staunen. Der Weg führt durch einen ganz und gar roten Gang in die modernen Teile des Anwesens. Die „Rote Wand“ bewohnt in Summe sechs wunderbar behagliche Häuser mit Zimmern und Suiten in allen Größen. Wer sich in der Roten Wand einquartiert, will nicht nur wandern oder Skifahren. Er oder sie hat, ebenso wie Gastgeber Joschi Walch, ein besonderes Faible für gutes Essen. Feines, ja Exquisites, speisen Gäste in den Stuben, im Lobbyrestaurant und ganz besonders rund um den Chef’s Table. Für seine einfallsreiche, alpin inspirierte Gourmetküche tragen Küchenchef Max Natmessnig und sein Team vier Gault-Millau-Hauben und einige weitere Höchstwertungen.
Im Hochtal, das auf dem Straßenweg nur von Deutschland aus erreichbar ist, hat Familie Kessler ein außergewöhnliches Urlaubsrefugium geschaffen. Ein Naturhotel mit Bio-Zertifikat, noch dazu das erste klimaneutrale Bio-Hotel in Vorarlberg. Das Ensemble ist im Laufe der Jahre gewachsen, doch du siehst ihm die Größe nicht an. Der bekannte Vorarlberger Holzbau-Architekt Hermann Kaufmann hat die Gebäude feinfühlig geplant und miteinander verbunden. Vorhanden ist alles, was der Mensch fürs Wohlempfinden braucht: Schöne Zimmer mit Holzmöbeln, ein angenehm großer Wellnessbereich mit Außenpool, viel Platz im Grünen und ein Restaurant mit Ausblick. Dort gibt’s Köstlichkeiten aus der österreichischen Küche, zubereitet ausschließlich aus biozertifizierten Zutaten aus der Region.
Wo überall übernachtest du in architektonisch besonderem Ambiente? Weitere Anregungen findest du hier: