Zugegeben, war ich mein ganzes Leben nie wirklich am Wandern interessiert gewesen, geschweige denn hatte ich es ernsthaft ausprobiert. Irgendwie hatte mich seit ein paar Wochen das Wanderfieber gepackt und ich wollte die Berge nicht nur mit der Gondel erklimmen, sondern die Natur intensiv erleben. Sind wir ehrlich, einen Wanderweg in den Bergen zu laufen und die Umgebung zu erkunden, mit allen Sinnen wahrzunehmen ist definitiv etwas Besonderes.
Papa hatte schon mehr Berge in seinem Leben erklommen als ich und war daher der perfekte Weggefährte für meine erste richtige Wanderung. Wir düsten am Samstagmorgen ungefähr zwei Stunden nach Wasserauen in die Schweiz. Unser Ziel war es, eine mittelschwere Wanderung anzugehen. Die Gondelstation in Wasserrauen hatte bereits Wanderrouten online zur Verfügung gestellt und vor Ort konnte man sich zusätzlich – ganz im Retro-Stil – eine gedruckte Wanderkarte mitnehmen. Aus elf Routen konnte man sich dann, je nach Schwierigkeitsgrad die für sich geeignete Route aussuchen. Hierbei zeigt die Karte auch die dafür benötigte Zeit und Kilometer an, die man ungefähr für die Route zurücklegen wird. Mir, als Wanderanfänger hat das sehr geholfen. Schließlich wollte ich wissen, auf was ich mich einstellen musste. Für mich galt: „Wenn, dann richtig“. Somit wollte ich unbedingt den höchsten Punkt, den Schäfler erklimmen. Denn ich wusste von dort aus würde man die beste Aussicht haben. Wie ihr aus den Bildern entnehmen könnt, wurde ich nicht enttäuscht.
An der Gondelstation in Wasserauen angekommen flitzten wir mit unserer Bodensee-Card PLUS, vorbei an den Ticketschaltern, direkt zur Gondel. Dadurch sparten wir Zeit, Nerven und Energie, die wir später brauchen sollten…
Mit der Gondel fuhren wir dann circa sieben Minuten. Anschließend wanderten wir von der Gondelstation „Ebenalp“ auf Route 3 bis hoch zum Schäfler. Wenn ich meine Gefühle auf dieser Wanderung beschreiben müsste, dann wäre wohl von aufgeregt, begeistert, erschöpft, erstaunt bis hin zu „fast am Sterben“ alles dabei. Die Vegetation und die Berge der Ebenalp sind absolut einzigartig, aber wir alle wissen, wer eine schöne Aussicht haben möchte, muss zuerst den Weg dorthin erklimmen. Das mag nicht immer einfach sein.
Wie bereits erwähnt, waren Papa und ich nicht die einzigen Wanderer, die sich für diese Route entschieden hatten. Wir verhielten uns wie echte Einheimische und begrüßten unsere Mitbestreiter jedes Mal mit einem „Grüezi“. Doch spätestens beim finalen Anstieg zum Aussichtspunkt, als wir einige Male verschnaufen mussten, wurde wohl allen klar, dass wir keine echten Schweizer Bergsteiger waren.
Auf unserer Wanderung entdeckten wir urige Bergbauernhöfe, die teilweise noch betrieben werden und im kühlen Alpenwind war das Glockengebimmel der Kühe und Ziegen zu hören. Selten hatte ich schönere Bilder geschossen als an diesem Tag. Echte Schweizer Postkartenbilder, wie ich sie nenne.
Als wir nach knapp zwei Stunden das Gipfelkreuz erklimmt hatten wurde ich nicht enttäuscht. Hätte ich meinem inneren Schweinehund nachgegeben, wäre ich wahrscheinlich nie bis ganz hoch gewandert. Desto größer war die Freude, als ich es doch geschafft hatte. Um das Gipfelkreuz lagen zu unserem Erstaunen noch sieben Kühe, die in der Mittagssonne vor sich hin brutzelten, ein Bild, das ich nie vergessen werde.
Das letzte Stück zum Bergrestaurant war jetzt nur noch ein Klacks. Am Restaurant Schäfler angekommen, kehrten wir ein und betrachteten die Berge, diesmal von oben, mit einem wohlverdienten kühlen Getränk in unserer Hand. Als ich nach unserem Proviant im Rucksack greifen wollte, fiel uns auf, dass Papa die Brötchen im Auto vergessen hatte, somit gab es keine Vesperpause, aber ein lautes Gelächter.
Ohne Vesper im Magen, aber mit unglaublicher Aussicht, begann der Abstieg. Dort erlebten wir die wohl schönste Überraschung auf unserer Wanderung. Als wir gerade die Hälfte der Strecke zurückgewandert waren, hörten wir ein immer näher kommendes Gebimmel. Wir wussten, von irgendwo her wird uns gleich eine Herde Kühe oder Ziegen überraschen. Und so wars dann auch: Eine kleine Herde Ziegen bahnte sich durch die Wanderer und uns Richtung Tal. Die Herde lief voran, und Papa und ich hinterher. Somit hatten wir ein paar haarige Wandergefährten, die uns ein gutes Stück auf unserer Tour begleiteten, mein absolutes Highlight.
Zurück an der Gondelstation angekommen profitierten wir auch hier wieder von der Bodensee Card PLUS. Ohne lange Wartezeit am Ticketschalter, stiegen wir in die Gondel ein und fuhren zurück ins Tal. Dort angekommen warteten die vergessenen Brötchen schon im Auto und wurden kurzerhand verputzt. Mit vollem Magen und vollem Herzen fuhren wir zurück nach Hause, erschöpft und müde, doch begeistert von diesem Tag und der wunderbaren Schöpfung Gottes.