Was ist es eigentlich, das die Reisenden zu jeder Zeit im Jahr in die Vierländerregion treibt? Ist es das Bild, welches ihnen als erstes durch den Kopf schießt, wenn sie an die Region im Herzen Europas denken? Vier Länder, eingerahmt vom Panorama der Alpen, verbunden durch die Weite des Sees. Oder ist es die unweigerliche Begegnung mit der Vergangenheit, die nach einem Besuch der UNESCO-Weltkulturerbestetten bleibende Eindrücke hinterlässt? Vermutlich ist es gerade diese Kombination, welche die Bodenseeregion zum echten Sehnsuchtsziel macht. Einmal mehr lohnt sich ein Besuch im Frühling, wenn die Natur ganz langsam wieder aus ihrem Winterschlaf erwacht…
Grüne Kunst: eine Zeitreise durch die Bodensee Gärten
Dass der Bodensee das Herz eines jeden Gartenfreundes höher schlagen lässt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Auf der Insel Mainau herrscht ganzjährig Hochbetrieb. Doch gerade im Frühling wartet der Klassiker wieder mit echten Blütenschätzen: Tulpen, Narzissen, Dahlien und exotische Sträucher erwachen wieder zum Leben. Dazu sollte man vielleicht wissen, dass die Insel ihre Öffnungszeiten am Stand der Sonne ausrichtet: Zu Sonnenaufgang öffnet der Park seine Tore und schließt sie erst wieder, wenn der letzte Sonnenstrahl hinter dem See verschwunden ist.
Mein Tipp: Ein perfekter Zeitpunkt um die Blütenvielfalt mal ganz in Ruhe zu bestaunen ist also ganz früh am Morgen, wenn man den Park noch für sich allein entdecken kann.
Was einst von Mönchen begonnen wurde, ist noch heute bei einem Besuch in Ittingen erlebbar: in der ehemaligen Kartause blüht die größte Auswahl historischer Rosensorten der Schweiz. Heute wurde der ehemalige Rückzugsort zu einem Hotel, Museum und Kulturzentrum umfunktioniert. Doch zur Ruhe lässt es sich hier noch immer finden: ein Spaziergang durch die Weinberge, den Rosen- und Obstgärten lässt den Alltag ganz schnell in Vergessenheit geraten. Wer möchte, kann hier auch heimische Produkte, wie Milchprodukte und Biere, im Prior Laden erwerben.
Hat sich da jemand verzählt? Tatsächlich misst die Garten- und Parklandschaft an der Küste Lindaus ganze sechs Kilometer. Bayrische Villen von Anfang des 19. Jahrhunderts verleihen dem Ort ein herrschaftliches Flair.
In Roggwil lädt Alfred Vogel in die Welt der Heilpflanzen ein: einst brachte der Naturheilkunde-Pionier den Samen des Roten Sonnenhuts, der Echinacea purpurea, aus Amerika an den Bodensee. Heute lässt sich im Naturelle Medizin Zentrum „World of Natural Remedies“ die gesamte purpurne Blütenbracht bestaunen.
UNESCO Schätze und Barock Erben
Strategisch günstig gelegen wurde im 8. Jahrhundert das Kloster auf der Insel Reichenau gegründet. Schnell entwickelte es sich zu einem der wichtigsten christlichen Kulturzentren. Heute zählt die gesamte Insel zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders die St. Georg Kirche beeindruckt mit ihren ottonischen Wandmalereien zum Leben Jesu. Die Insel ist heute vor allem für ihren renommierten Gemüseanbau bekannt und liefert jährlich rund 12.000 Tonnen Gemüse. Probieren kann man selbstverständlich auch: so wird man beispielsweise den noch eben geernteten Salat bei einem nahegelegenen Restaurant in seiner Vorspeise wiederfinden.
Doch wie es der Gang der Geschichte so wollte, nahm die Wichtigkeit des Klosters wieder ab. Vielmehr gewann das Kloster St. Gallen in der Schweiz dafür an Macht und Einfluss. Mit seinem Barocken Stiftsbezirk zählt es heute ebenso zum UNESCO-Weltkulturerbe. Beim Betreten der Stiftsbibliothek taucht man ein in eine Welt der Literatur, die man am liebsten nicht mehr verlassen möchte: 170.000 Bücher sind dort aufbewahrt, einige unter ihnen von unschätzbarem Wert.
In Meßkirch findet seit einiger Zeit ein eher ungewöhnliches Projekt statt: auf dem „Campus Galli“ wird die „Baustelle im Mittelalter“ erlebbar. Vor etwa 1200 Jahren zeichneten Mönche auf der Insel Reichenau den Idealplan eines Klosters. Dieser Plan bildet nun die Grundlage der Klosterstadt. Das Gelände ist für Besucher geöffnet und zeigt das Leben um 900 n. Chr.
Gerade zu Ostern lockt es den einen oder anderen Pilger wieder auf seinen Weg. Dabei muss es nicht immer Santiago de Compostela sein: die Wallfahrtskirche in Birnau gilt als echtes Rokoko Meisterwerk und wird gerade zu dieser Jahreszeit wieder Ziel von so mancher Wanderung. Inmitten der Weinberge gelegen und mit Blick auf den See genießt es eine exponierte Lage.
Nicht weit entfernt hat zudem das Kloster und Schloss Salem für Besucher geöffnet. Französische Gärten voller Eleganz und Üppigkeit laden hier zum Flanieren ein.
Der Legende nach kommt der Basilika St. Martin in Weingarten eine bedeutende Rolle zu: von der größten Barockkirche nördlich der Alpen wird behauptet, dass hier das Blut Jesu aufbewahrt werden soll. Wer der Legende auf die Schliche kommen möchte, wird an einem Besuch der Kirche auf keinen Fall vorbeikommen.
Nun kann es auch „zu Schiff“ wieder losgehen: pünktlich zu Ostern nimmt die Kursschifffahrt wieder ihre Route auf und sorgt für grenzenlose Fortbewegungsmöglichkeiten - das Frühjahr kann kommen!